4(>2 Xxii. tz. Ii. Die Türkennoth und die Eroberung Constantinopels.
der zurückgezogen und neue Gnadenerbietungen gemacht! Aber dumpf
und stumpf, nichts lernend und nichts vergessend kehrten sie aus den
Rettungs- wie aus den Jammertagen immer wieder zu der alten ge-
meinen Fleischlichkeit, zu der feigen Eitelkeit, zu der genußgierigen
Habsucht eines entarteten Lebens zurück. Als der stolze Mohamed ll.
1453 vor den Thoren von Constantinopel lag und der letzte Entschei-
dungskampf bevorstand, da wollte der letzte Kaiser dieses verrotteten Reichs
oder vielmehr dieser Hauptstadt (denn Provinzen hatte sie schon lange
nicht mehr) das Kirchenstlber zu Gelde zu machen, um das Leben seiner
Unterthanen zu vertheidigen, und italienische Flotten herbeirufen zurhülfe
für den schrecklichen Kampf. Aber die Geistlichkeit in der Hauptstadt fluchte
ihm dafür als einem Kirchenräuber und that Jeden in den Bann, der mit
dem ketzerischen Schiffsvolk Gemeinschaft mache, und die Reichen ver-
steckten ihre Schätze, um sie nicht zum Kampfe herzugeben, und die Wehr-
haften weigerten sich, mitzustreiten auf den Wällen ihrer Vaterstadt. In
der Stadt, wo Hunderttausende wohnten, waren keine 5000 Streiter zu-
sammenzubringen. Schon unterhandelten die Vornehmen mit den genuesi-
schen Schiffen um die Flucht, mit den Türken um die Auslösung und
den Preis des Verraths. Für sich selbst sorgte ein Jeder wie er konnte,
bis denn endlich das Verderben wie ein verheerender Strom über Alle
gleichmäßig hereinbrach und alle die verborgenen Schätze und alle die
gesparten Kräfte dem hohnlachenden Sieger eine leichte und rühmlose
Beute wurden.
Aber indem Gott der Herr also diesen Mittelpunkt der vom Alter-
thum herübergeretteten feinem und gelehrten Bildung mit zürnender
Hand zertrümmerte, indem er das elende Gesäß zerbrach, sorgte er zu-
gleich nach seiner großen Erbarmung und Weisheit für die abendlän-
dische Christenheit, daß der Nardengeruch, der sich etwa noch in dem
Gefäße erhalten hatte, sich weit über die Berge und die Gewässer bis
nach Italien, bis nach Deutschland verbreitete. Schon waren die kräf-
tigsten Ansätze zu einem neuen frischen Geistesleben absonderlich in
Deutschland reichlich vorhanden. Wir haben die Gottesfreunde, die
böhmischen Brüder, die tapferen Bürger der Städte, die edleren Fürsten
und Ritter bereits kennen gelernt. Aber es gab noch keine Gelehrte,
d. h. Kenner des Alterthums. Das grammatische Studium, die Kennt-
niß altclasflscher Literatur fehlte noch gänzlich. Jetzt kamen die Lehr-
meister herbei, und verbreiteten sich von Italien auch nach Deutschland,
jene griechischen Gelehrten, die aus den Flammen Constantinopels nichts
als ihr nacktes Leben und ihre Wissenschaft gerettet hatten, um zugleich
mit der kurz vorher (1436) neuerfundenen Buchdruckerkunst in der Hand
Gottes das Werkzeug zu sein, daß die Urschrift des Wortes Gottes
und die Schätze alter Gelehrsamkeit und alter Kunst den harrenden
deutschen Wahrheitsfreunden aufgeschlossen würden. Ohne es zu wol-
len oder zu ahnen, bereiteten sie der Reformation in Deutschland einen
wohlgesicherten Boden.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Alter- Italien Deutschland Deutschland Italien Deutschland Gottes Gottes Deutschland
Xxii. §. 2. Neue Aufgaben und Aussichten. 433
recht machen und nichts ausrichten könne, und trat freiwillig wieder
in seine apostolische Armuth und Einsamkeit zurück. Natürlich konn-
ten diese Männer mit ihrer Forderung einer völligen Losreißung von
allem Irdischen und der Wiederherstellung apostolischer Einfachheit
nicht durchdringen; aber sie bildeten ein heilsames Salz unter
der immer mehr alle Bande der Zucht abwerfenden Christenheit.
Denn das ward jetzt das Losungswort der großen Masse: vor-
wärts! Und dieses unklare vorwärts hieß in ihrem Sinne
zunächst nichts Anderes als los von der Bevormundung des Pap-
stes , der Bischöfe, der Priester und der Mönche, los von der
zwängenden Gottesdienstlichkeit der äußeren Gebräuche, los von der
allzu gewissenhaften Beobachtung der kirchlichen Vorschriften — man muß
suchen, auch ohne Papst und Bischof fertig zu werden, die theologi-
schen und kirchlichen Fragen bei Seite lassen, und für den Aufschwung
des bürgerlichen Lebens und der öffentlichen Sicherheit und des
allgemeinen Wohlstands Sorge tragen. So wurde denn die Scho-
lastik, die Wissenschaft der kirchlichen Lehr- und Glaubenssätze, all-
malig zurückgelegt, von Italien aus begann die Liebe zur profanen
Kunst und Poesie und Malerei und Bildhauerei, die Neigung zur Be-
schäftigung mit dem Alterthum sich nach und nach über Europa zu
verbreiten. Hohe Schulen und Universitäten wurden gestiftet; die
Zeit der Erfindungen und Entdeckungen brach an; Handel, Gewerb-
thätigkeit und Seefahrt gewann eine überraschende Ausdehnung. Alle
Gemüther wandten sich dem Zuge der neuen, auf das Irdische ge-
richteten Bildung zu, und nur wenige Seelen (unter ihnen die treffli-
chen alten deutschen Mystiker) blieben still am Harren und Warten
auf das Heil des Herrn Jesu und das Kommen seines Reichs.
So bekommt die ganze Zeit den Charakter einer Uebergangszeit.
Man verließ das Alte und strebte nach etwas Neuem, ohne doch recht
zu wissen, wie das Neue beschaffen sei. Man suchte Befreiung vom
Papstthum und eine Aenderung des kirchlichen Wesens, aber man war
sich selbst nicht bewußt, daß man entweder auf Unglauben und Wi-
derchristenthum oder auf die Reformation lossteuerte. Man hatte die
Herrlichkeit der kaiserlichen Würde durch die Päpste in den Staub
treten lassen, aber man wußte lange nicht, was man an die Stelle
setzen sollte. Das stolze und reichgegliederte Gebäude der Lehnsherr-
schaft war unter den Alles zersetzenden kirchlichen Einflüssen und bei der
Schwächung der königlichen Macht schon halb zertrümmert und es war
doch noch keine andere zureichende Form des staatlichen Lebens gefun-
den. Erst allmälig bildet sich auf der einen Seite eine straffe ge-
bieterische Fürstenherrschast aus, eine despotische Regierungsweise in
größeren oder kleineren Gebieten. Auf der andern Seite erwuchsen die
v. Rohden, Leitfaden. 28
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Xxv. §. 1. Umschwung in der Sinnesweise der Völker. 561
Manufacturen und Fabriken, durch möglichste Begünstigung des gewerb-
lichen Verkehrs. Von diesem Gedanken ausgehend, hat Colbert,
Minister Ludwig's Xiv., den Franzosen, die stch bis dahin gar we-
nig mit dergleichen Dingen befaßt hatten, zuerst die Richtung auf den
Handel, auf das Meer, aus die Colonieen gegeben, hat Compagnieen
errichtet für den amerikanischen, für den ostindischen, für den nordischen
Handel, hat aus fremden Ländern geschickte Arbeiter kommen lassen, um
großartige Manufacturen und Fabriken in Frankreich zu errichten, und
hat die moderne Finanzwirthschaft mit Zöllen und Besteuerungen recht
in Gang gebracht. Die neuere Regierungsweise, wonach die Obrigkeit
stch nicht darauf beschränkt, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben, die
Unterthanen zu schützen und das Land gegen Feinde zu vertheidigen,
sondern auch in alle Privatunternehmungen eingreift und den Unter-
thanen selber die Wege weisen will, wie ste ihre Geschäfte, Bauten,
Handel, Gewerbe u. s. w. betreiben sollen, fand zunächst in Frankreich
ihre wärmste Pflege und Ausbildung. Der Unterthan sollte eben nichts
für stch selber sein, für stch selber thun, überlegen und ausrichten. Er
sollte gänzlich unter der Vormundschaft der Regierung stehen, von ihr
in allen Stücken geleitet und gegängelt werden. Der Staat, der bin
ich — war das bekannte Wort Ludwig's Xiv. Und auch in dem
neu aufstrebenden preußischen Staat ging der große Kurfürst von dem-
selben Gesichtspunkt aus. Die frühere Regierungsweise in Verbindung
mit den Ständen, unter sorgfältiger Berücksichtigung aller einzelnen
Freiheiten und Privilegien in den verschiedenen Städten, Ständen und
Landestheilen, erschien ihm als ganz unmöglich, wo es darauf ankam, einen
einigen, mächtigen, in sich geordneten und unter einheitliche Leitung
gebrachten Staat zu gründen. Daß Letzteres ihm gelungen ist, wissen
wir. Aber die alte deutsche Gliederung der verschiedenen Gewalten im
Lande und ihre Mitwirkung bei der Regierung ging darüber verloren.
Nicht ohne schwere Kümpfe, besonders in Ostpreußen, verschlang die
starke monarchische Gewalt alle Ansprüche des Adels, der Ritterschaf-
ten und Stadtobrigkeiten. Der Monarch allein, so urtheilte Friedrich
Wilhelm, trage das Wohl aller seiner Unterthanen auf dem Her-
zen, er dürfe sich also auch von Niemand einreden lassen, wenn er Maß-
regeln treffen wolle, um ihr Wohl zu fördern. Die Förderung ihres
Wohles sah er nun aber darin, daß die Gewerbsthätigkeit im ganzen
Lande auf alle Weise in Schwung gebracht wurde. Er holte Coloni-
sten, Fabrikanten, Gärtner, Handwerker aus allen Gegenden herbei;
er legte Gerbereien und Eisenhammer, Zuckersiedereien und Kreppfabri-
ken, Porzellanmanufacturen und Wollspinnereien an; er sorgte für
Landstraßen, Canäle, Posten; erzwang die Bauern, Bäume zu pflanzen,
Gärten anzulegen, Kartoffeln zu bauen; er schloß mit den Negerhäupt-
lingen aus der Guineaküste Handelsverträge, und wollte sich auch an
dem Sklavenhandel betheiligen — kurz, er ist es, der die mechanische
Regiernngsweise des Veamtenwesens, das Fabrikwesen, das Jagen nach
baarem Geldreichthum ganz besonders in das deutsche Reich hinüber-
gepflanzt und die Größe seines Preußenlandes darauf gebaut hat. Auch
darin war er ein Kind seiner Zeit, daß er auch in seiner Politik den
v. Rohden, Leitfaden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Colbert Ludwig's Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Ostpreußen
636
Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze.
des im Kriege Zerstörten fingen sie an. Es mußte ja geeilt werden,
all den erlittenen Schaden wieder zu ersetzen. Da regte sich's in
allen den so lange versperrten Seehäfen mit tausend Händen, da be-
deckten die Waarenzüge wieder die Straßen, da wurden aller Orten
neue Verkehrswege eröffnet. Mit Steinstraßen und Chausseen, mit
Güterwagen und Schnellposten fing man an, bald schritt man (in
Deutschland seit 1836) zu Eisenbahnen und Dampfschiffen fort, und
wie im Umsehen bedeckten sich alle Meere, bedeckten sich alle Länder,
auch unser Vaterland mit jenen dampfenden Kolossen, und die Dampf-
kraft ward der Hebel aller neuen Unternehmungen. Da entstanden
die riesigen Bauten der Canäle, der Tunnels, der Viaducte, der Bahn-
höfe, der Schmelzereien und Brennereien und die Tausende von Fa-
brikgebäuden, die selbst die Militärcasernen noch an Größe, aber auch
an Einförmigkeit übertreffen. Und welch ein Lurus neben der zu-
nehmenden Verarmung in den großen Städten! Welche Prachtgebäude,
welche Malereien und Bildhauerwerke! Alle Künste und Kunstfertig-
keiten fingen an sich zu regen. Welch nie erlebter Glanz der Thea-
ter, der Concertsäle, der Bälle, der Ballette, der Vergnügungslocale
aller Art; welche Sehenswürdigkeiten wurden aller Orten zur Schau
gestellt! Bald sollten die großen Ausstellungen in den Hauptstädten
folgen, die in der Londoner und Pariser Weltausstellung gipfelten.
Dazu die jährlich sich mehrenden Versammlungen der Gelehrten, der
Sänger und Künstler und Schriftsteller, der Beamten, der Landwirthe,
der Industriellen, die immer neu sich drängenden Erfindungen — Gas-
erleuchtung, Lichtbilder, Schnellpresse, Schnellschreibekunst (Stenogra-
phie) und die wunderbare Entdeckung der elektrischen Telegraphen, mit
Allem, was sonst noch Neues und Wunderbares erfunden und in be-
schränkteren Kreisen zur Anwendung gebracht ist. Wozu die Welt
sonst Jahrhunderte gebraucht hätte, das wird jetzt in Jahrzehenden ge-
leistet. Die Zeit eilt, aber Niemand will merken, daß sie zum Ende
eilt. Das wohl verwaltete, mit väterlicher Sorgfalt regierte Preu-
ßen war in allen Unternehmungen, die zur Hebung des deutschen Gc-
sammtwohlstandes dienen konnten, voran. So wie in Preußen das
Schulwesen sammt Seminarien und Universitäten zur höchsten Ent-
wicklung gelangten, und Alles, was zur Erleichterung des Verkehrs
nöthig war, am ehesten durchgeführt wurde, so ging auch von Preu-
ßen die Idee des großen Zollvereins aus, welcher 1829 mit wenigen
süddeutschen Staaten geschlossen ward, nun aber schon ziemlich ganz Deutsch-
land uinsaßt und eine Großmacht in der Handelswelt geworden ist.—
Unter allen diesen Herrlichkeiten entwickelten sich jedoch sehr
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
X. §. 7. Griechenlands Blüthezeit.
127
hatte begonnen. Ihre politische Macht wurde auf die höchste Stufe
gehoben zunächst durch drei hervorragende Männer, die gleichsam
einander die Hand reichten: 1) durch die glücklichen Feldzüge des
Kim on, der den Hellespont und Byzanz, Cypern und sämmtliche
Inseln an der kleinasiatischen Küste gewann und durch seinen herrli-
chen Doppelsieg am Eurymedon 469 die Perser zwang, die ganze
Westküste Klein-Asiens mit allen griechischen Städten bis auf eine
Tagereise weit vom Meer den Griechen zu überlassen. 2) Durch die
Uneigennützigkeit und Gerechtigkeit des Aristides, der sämmtliche
Inseln des ägäischen Meers sammt den Küstenstaaten Klein-Asiens
bewog, in eine Waffengenossenschaft mit Athen zu treten und jährlich
bestimmte Beiträge in einen gemeinsamen Bundesschatz zu liefern,
welcher zur Fortsetzung des Krieges gegen die Perser verwendet wer»
den sollte. Die Verwaltung des Schatzes und die Führung >'des
Krieges wurde aber Athen überlassen und dadurch dieser Stadt eine
Gewalt eingeräumt, welche sich bald zur völlig ausgebildeten See-
herrschaft und zu einer herrischen Behandlung der Bundesgenossen,
als wären sie Unterthanen, entwickelte. 3) Durch die glänzende
Staatsverwaltung des Perikles, des großen Philosophen, Redners
und Politikers, der die hervorragende Stellung Athens meisterlich
auszubeuten und alle seine Machtmittel zu entfalten verstand, der
aber auch zugleich durch seine Bauten und Begünstigung der Künstler
Athen mit den Meisterwerken der bildenden Künste versah, welche
wir noch heute als unübertroffene Muster bewundern. Welch
ein Kreis großer Meister hatte sich damals in Athen gesammelt, oder
war doch aus Athen hervorgegangen. Der gefeierte Bildhauer Phi-
dias, der Maler Po ly gno tos, des noch berühmtern Zeuris Vor-
gänger, die drei groffen Tragiker Aesch ylos, Sophokles und
Euripides, der schöpferische Komiker und tiefe Menschenkenner
Aristophanes, der Vater und der Meister der Geschichtschreibung
Herodot und Thukydides, die Gründer der verschiedenen Philo-
sophcnschulen Anaragoras, Heraklit, Zeno und der vielbewun-
derte Sokrates mit seinen Schülern — das waren nur einzelne
der hervorragendsten unter den großen Geistern jener Glanzperiode
Griechenlands. Wie viel andere zweiten und dritten Ranges standen
noch neben ihnen und halfen Griechenland, insonderheit Athen zur
großen Pflanzstätte aller Kunst und Weisheit des Alterthums, und
die Griechen zu Erziehern der gesummten Menschheit zunächst der
damaligen alten Welt, zu Vorarbeitern und Wegebereitern der aposto-
lischen Heilöboten zu machen.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
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188 Xiii. §. 11. Kampf der Römer mit dem Griechenkönig Pyrrhus.
Staatsverbindung und Rechtsverhältnisse unter den Latinern, Etrus-
kern u. s. w., Zertrennung der bisher einigen Völker durch Verleihung
verschiedener Rechte und Privilegien an die verschiedenen Städte, An-
legung römischer Waffenplätze und Colonieen an allen militärisch wichti-
gen Punkten und Vertheilung des eroberten Ackerlandes an römische
Familien und Geschlechter — das waren die gewöhnlichen Mittel, um
die besiegten Völker völlig zu zerbrechen und ihre Länder in Unterwür-
sigkeit zu halten.
§. 11. Kampf der Römer mit dem Griechenkönig Pyrrhus.
Bis dahin hatte Rom immer nur mit einheimischen oder mit
barbarischen Völkerschaften zu kämpfen gehabt. Aber ganz andere
Kräfte sollten ihm gegenübertreten, sobald es Ernst machte mit sei-
nem Streben nach Weltherrschaft. Die höchste Summe aller Kriegs-
kunst der damaligen Zeit war bei den griechischen und macedonischen
Generalen zu finden, welche beim großen Alexander in die Schule
gegangen waren. Denn dieser war es, der wie die übrigen Zweige
griechischer Bildung, so auch die in den tausendfachen Einzelkämpfen
und großen Heereszügen der Griechen ausgebildete Kriegswissenschaft
mit seinem Riesengeist zusammenfaßte und schöpferisch weiter bildete,
bis der ganze Orient zu seinen Füßen lag. Aus seiner Schule kam
jetzt der Mann nach Italien hinüber, der als höherer Lehrmeister der
Römer erscheint, nachdem sie die Vorstufen in der Kriegswissenschaft
schon so glücklich überwunden hatten. Pyrrhus, der König von
Epirus, der ritterliche Held, von riesenmäßiger Stärke und unbezwing-
lichem Thatendurst, zwar ohne innere Klarheit und Gediegenheit, aber
doch voll Achtung vor sittlicher Größe, kam in seiner unzähmbaren
Eroberungslust an der Spitze seiner mannhaften und wohlgeübten
Kriegerschaaren und mit den in Italien noch nicht gesehenen Elephan-
ten nach Tarent, um mit den Römern um den Besitz Unter-Italiens
zu kämpfen. Da that sich den Römern das reiche, von griechischen
Eolonieen, griechischem Leben und griechischer Bildung erfüllte Unter-
Italien auf, und zu gleicher Zeit die Schranken eines ehrenvollen,
aber höchst gefährlichen Wettkampfs mit einem der größten Meister
griechischer Kriegskunst. Sie zögerten keinen Augenblick, in diese neue
Aufgabe einzutreten. In zweien Schlachten (bei Heraclea und bei
Aseulum) wurden sie geschlagen. Aber ihre Niederlagen waren der
Art, daß Pyrrhus ausries: „mit solchen Soldaten würde ich die
Welt zu meinen Füßen sehen," und— „noch ein solcher Sieg, so bin
ich verloren." In der dritten Schlacht (bei Beneventum 274) ging
sein Wort in Erfüllung. Er war verloren, doch ohne Sieg. Nach
dem Verlust fast seines ganzen Heeres mußte er Italien den Römern
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Alexander Alexander